NoCode-Engines: Vom Gamer zum Entwickler

Inhaltsverzeichnis

Als Nintendo mit Mario Maker erstmals das Bauen eigener Levels ins Wohnzimmer brachte, wurde schnell klar: Kreatives Game Design muss nicht kompliziert sein. Was damals vor allem als Spielspaß begann, hat sich inzwischen zu einem ernstzunehmenden Trend entwickelt. Mit sogenannten NoCode-Tools lassen sich heute komplette Spiele entwickeln, ganz ohne Programmiererfahrung. Ob du ein Faible für Retro-Konsolen hast oder einfach Lust auf deine eigene Spielidee – der Einstieg ist so zugänglich wie nie.

In diesem Blogpost stelle ich dir die wichtigsten NoCode-Engines vor, vergleiche Funktionen und Preise und zeige, wie du auch ohne technische Vorkenntnisse loslegen kannst. Ergänzt wird das Ganze durch persönliche Einblicke.

  • Was sind NoCode-Engines
  • NoCode-Engines im Vergleich
  • Vor- und Nachteile der Engines für Einsteiger, Nostalgiker und Bastler
  • Praxistipps

Was ist eine Nocode-Engine und wie funktioniert sie?

Level-Design und eigene Spielideen gab es schon immer – nur waren die technischen Hürden früher deutlich höher. Statt intuitiver Werkzeuge brauchte es oft Spezialwissen, Geduld und jede Menge Code. Heute ist das anders: Mit einer NoCode-Engine kannst du direkt loslegen, Elemente visuell zusammenstellen und dein Spiel noch vor dem zweiten Kaffee ausprobieren.

NoCode-Game-Engines sind Werkzeuge, mit denen du Spiele umsetzen kannst, ohne eine einzige Zeile Code schreiben zu müssen. Statt komplexer Programmierung nutzt du visuelle Editoren, Drag-and-Drop-Logik, Eventsysteme und benutzerfreundliche Menüs. Die Bandbreite reicht von einfachen Klassikern wie Snake bis hin zu überraschend umfangreichen Rollenspielen oder Jump’n’Runs.

Diese Tools eignen sich für alle, die kreative Ideen haben, aber nicht unbedingt programmieren möchten – ob du nun schon lange spielst, gerade erst anfängst oder einfach neugierig bist, wie Game Design funktioniert. Bekannte Plattformen wie RPG Maker, GDevelop oder Buildbox haben sich über die Jahre bewährt und bieten für viele Spielkonzepte eine passende Grundlage.

Und falls du ein Herz für Retro hast: Selbst in den 80ern gab es schon erste Werkzeuge wie das „Shoot’em Up Construction Kit“ auf dem C64. Die Idee, Spiele auch ohne Programmierkenntnisse umzusetzen, ist also keineswegs neu – sondern ein echter Klassiker.

Gezeigt ist der Title-Screen des Shoot em up Construction Kits
Bildquelle: c64-wiki.de

NoCode-Engines im Vergleich

Hier sind die wichtigsten Engines für NoCode-Game-Dev – inklusive ihrer Stärken, Schwächen und geeigneten Genres.

1. RPG Maker

  • Genre: Klassisches JRPG, Top-Down-Retro-Spiele
  • Berühmtheit: Seit den 90ern (!), Ursprung legendärer Indie-Spiele
  • Features: Ereignis-Editor, Tiles, Custom-Assets, relativ niedrige Einstiegshürde
  • Plattformen: Windows, teils Switch, Mac – je nach Version
  • Preis: 30–70 € (Vollversionen, oft im Sale!)

Spiele wie To The Moon und Lisa wurden per RPG Maker erschaffen. Wer hier ein bisschen stöbert, findet im Steam-Workshop echte Perlen und absurden Schabernack diverser Hobby-Entwickler!

2. GDevelop

  • Genre: 2D/3D Platformer, Puzzle, Mobile-Games
  • Features: Open Source, Drag&Drop Events, Cross-Platform-Export, Sprites & Partikeleffekte
  • Lernkurve: Beinahe plug-and-play, sehr viele Tutorials & Community-Foren
  • Preis: Free! (Zusatzfeatures wie die Cloudfunktion erhältst du nur mit kostenpflichtigen Subscriptions)

GDevelop ist meine bevorzugte Engine, weil sich mit kleinere Gamingprojekte auch mit wenig Einarbeitung umsetzen lassen.

3. Buildbox

  • Genre: Mobile Games, Endless Runner, Casual
  • Features: Sehr „casual“, alles per Drag&Drop, Export zu iOS/Android und PC
  • Lernkurve: Motivierend schnell, toll für App-Store-Glücksritter und kreative Kids
  • Preis: Free-Version, aber: Monetarisierung kostet (40–200 €/Monat für Pro)

Fun-Fact: Mit Buildbox ist das „Ich bau mir ein Mobile-Game“-Meme aus zig App-Stores zur Realität geworden. Fans klassischer Arcade-Games kommen hier besonders einfach zum Zug!

4. Construct 3

  • Genre: 2D-Games – Klassiker, Plattformers, Puzzle
  • Features: Event-System, visuelles Scripting, Browser-basiert (!)
  • Preis: Abo-Modell ab ca. 11 € mtl., Testversion verfügbar
  • Retro-Faktor: 8/10, „Feel like 1992 in a browser tab“
  • Export: HTML5, Android, iOS – für Multiplatform-Junkies

Tipp: Wenn du nach dem perfekten Puzzle- oder Action-Remake á la „Lode Runner“ schielst, Construct 3 ist die Geheimwaffe!

5. Stencyl

  • Genre: 2D, besonders Flash- und Browser-Games (Retro-Internet-Feeling!)
  • Features: Blockbasiertes Design, Libraries, Tutorials für Einsteiger
  • Preis: Free bis ca. 99 €/Jahr (je nach Export-Möglichkeiten)
  • Retro-Faktor: 7/10, weil hier Webgames in feinster 2000er-Optik entstehen

Insider-Lacher: Wer einmal Mining- und Tower-Defense-Games im Flash-Zeitalter gesuchtet hat, fühlt sich mit Stencyl sofort wieder wie im Schüler-Computerraum (vor Installationssperre!).

Bonus: Shoot’em Up Construction Kit (C64 Legend!)

  • Genre: Classic, 8-Bit Shoot’em Ups
  • Zeit: 1987
  • Fun fact: Heute als Emulation vielerorts noch spielbar, Unmengen an Homebrew-Games sind damit gemacht

Kurzübersicht: Welche Engine passt zu dir?

EnginePreisPlattformen (Export)Bestes GenreLernkurveIdeal für …
RPG MakerAb 30 €PC (teils Switch, Mac)Retro-RPGsSehr simpelJRPG-Fans
GDevelopGratisHTML5, PC, Android, iOSPlatformer, PuzzleExtrem einsteigerfreundlichSolo-Enwickler, kleine Teams, Schulklassen
BuildboxFree, Pro ab 40 €/MonatiOS, Android, PCMobile CasualEinfachMobile-Entwickler
Construct 3Ab 11 €/MonatHTML5, Android, iOS2D-Arcade, PuzzleModeratSolo-Enwickler, kleine Teams
StencylFree/99 €/JahrWeb, iOS, Android, PCWeb-Browser-GamesEinsteigerfreundlichSolo-Enwickler, kleine Teams

NoCode Engines: Vor- und Nachteile

Vorteile

  • Keine Programmierkenntnisse nötig
  • Chance, selbst Retro-Spiele zu remixen, rebooten oder neu zu erfinden
  • Viele Engines bieten Asset-Libraries, Templates und bereits vorkonfigurierte Games, die sich erweitern lassen
  • Export auf verschiedene Plattformen – distribuiere dein Werk im Web, auf Mobilgeräten oder via Steam!

Nachteile

  • Limitierungen bei individuellen Features
  • Eingeschränkte Performance-Optimierung

Praxistipps für deinen ersten NoCode-Retrohit

  • Starte klein: Ein einfaches Mini-Game (Tetris-, Snake- oder Bomberman-Clone) ist perfekt zum Lernen.
  • Nutze freie Assets von Plattformen wie opengameart.org oder aus den Asset-Bibliotheken der Engines.
  • Lerne von Tutorials aus der jeweiligen Community
  • Lass dich von Indie-Spielen inspirieren – klassische Genres sind gefragt!
  • Miss dich mit anderen Hobby-Entwicklern in Game Jams (Ludum Dare, itch.io Community) und ernte Feedback!

Tipp: Viele Engines bieten einen Export als ROM oder Web-App – zeig deine Kreation doch mal auf deinem Lieblings-Emulator, am Retrogaming-Treffen oder im eigenen Discord-Server!

FAQ

  • Brauche ich Englischkenntnisse?
    Viele Engines bieten inzwischen brauchbare Übersetzungen, die meisten Lernmaterialien sind aber auf Englisch.
  • Kann ich meine ROM auf einer Originalkonsole spielen?
    Das kommt schwer auf die genutzt Engine und deine gwünschte Zielplattform an: GDevelop und Construct: eher nicht. RPG Maker: teils möglich als Homebrew, aber oft nur per Emulator.
  • Darf ich berühmte Charaktere oder Marken verwenden?
    Rein juristisch: nur für private Projekte, nicht für den großen Steam-Release. Viele Fanmade-Projekte wurdne nach jahrelanger Entwicklung von den Publishern der Orginalmarken geschlossen, was auch deren gutes Recht ist.
  • Kann man mit NoCode-Engines echtes Geld verdienen?
    Definitiv,. In der Regel bieten die Engines Möglichkeiten zur Einbindung von Ingame-Anzeigen (ein probates Mittel zur Monetarisierung im Mobile Gaming). Für Plattformen wie Steam ist es ebenso egal, ob dein Spiel mit einer Nocode-Engine erstellt wurde.
  • Wo finde ich die besten Tutorials?
    Direkt auf den Websites der Engines, auf YouTube und natürlich in einschlägigen Foren oder Discord-Channels.

Fazit: NoCode Engines – Der perfekte Einstieg in die Spieleentwicklung

Heute sind NoCode-Engines wie RPG Maker, GDevelop oder Buildbox die idealen Tools für alle, die sich den Tram vom eigenen Videospiel auch ohne Programmierkenntnisse verwirklichen wollen. Ich möchte dir trotzdem keine Illusionen machen: Die Lernkurve ist auch bei Nocode-Engine recht steil. Gute Englischkenntnisse, Durchhaltevermögen und Frusttoleranz braucht es allemal, damit aus einer Spielidee ein fertiges Produkt wird. Aber glaube mir: Wenn dein Herzensprojekt erstmal Form annimmt, gibt es kaum ein besseres Gefühl.

Themen, die dich auch interessieren könnten